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BADINTER,
ELISABETH
französische Schriftstellerin
und Philosophin, *1944 in Boulogne Billancourt
B. arbeitet heute als Professorin
für Philosophie, ist Schriftstellerin und Leiterin eines Seminars
für Geschichte und Psychologie der Familie an der Ecole Polytechnique
in Paris. Bekannt wurde B. durch ihre Essays über das Thema Geschlechtsidentität:
L’amour en plus. Histoire de l’amour maternel XVII–XX, L’Un est l’autre,
Des relations entre hommes et femmes und XY. De l’identité masculine.
Außerdem hat sie historische Biographien wichtiger Personen des
18. Jahrhunderts verfaßt, z.B. über Condorcet: un intellectuel
en politique und Madame du Châtelet und Mme d’Epinay, in Emilie,
Emilie: l’ambition féminine au XVIII.
Während sie in den biographischen
Essays noch die Frage stellt „wer bin ich?“ hat sie sie in L’un est
l’autre beantwortet. Ich bin Du untersucht die Hauptzüge
der patriarchalen Gesellschaft. B. beschreibt die Entwicklung von einer
ursprünglichen Gleichheit der Geschlechter zu Hierarchie und Ausschluß
des Weiblichen. Ein Gleichgewicht will B. mit dem Begriff der Androgynität
herstellen; hier als Ähnlichkeit und nicht als Identität definiert.
Denn trotz Ähnlichkeit bestehen subtile Differenzen zwischen den Geschlechtern.
Werk:
Die Mutterliebe, 1981; Les Goncourts, Romanciers et Historiens des Femmes,
Vorwort in: La femme au XVIII siècle des Goncourt, 1982; Emilie,
Emilie, 1984; Les Remontrances de Malesherbes (1771–1775), 1985; Ich bin
Du, 1987; Die Frau im 18. Jahrhundert, 1986; Condorcet, un intellectuel
en politique (mit R. Badinter), 1988; Correspondance inédite de
Condorcet et de Mme de Suard (1771–1791), 1988; (Hg.in) Paroles d’hommes
(1790–1793), 1989; XY. De l’identité masculine, 1992.
BÄUMER,
GERTRUD
deutsche Theoretikerin und Politikerin,
*1873 in Hohenlimburg, †1954 bei Bielefeld
B. arbeitete als Lehrerin und engagierte
sich im Lehrerinnenverein Helene Langes (ADLV), durch den sie mit der Frauenbewegung
in Berührung kam. Mit Lange verband sie ein enges Arbeits- und ‘Führungsverhältnis’,
aus dem eine tiefe Freundschaft und langjährige Lebensgemeinschaft
beider Frauen entstand. Parallel zu ihrem Engagement in der Frauenbewegung
studierte B. Philosophie und Theologie bei Dilthey und Harnack.
Nach Abschaffung der Vereinsgesetze
1908 war sie zusammen mit Friedrich Naumann in der Parteipolitik aktiv.
1918 gründeten beide die DDP, die sie als Abgeordnete von 1919–1933
im Reichstag vertrat.
B.s geschriebenes Werk umfaßt
Themen aus Tagespolitik, Religion, Geschichte, Volkswirtschaft und Philosophie.
Gemeinsames Ziel ihrer Schriften sind pädagogische Menschenbildung
und politische Emanzipation. Ziel ihres Emanzipationsinteresses war die
Entwicklung eines neuen Frauentypus’.
Mit ihrer Rationalitäts- und
Kulturkritik sucht B. Lösungen in der Rückwendung zu Natur, Instinkt
und Volk. B. setzte auch große Erwartungen in die nationalsozialistische
‘Erneuerung Deutschlands’. Gerade für Frauen erhoffte sie von dem
propagierten volks- und familienbezogenen Staat die Möglichkeit der
politischen Mitarbeit.
Werk: Die soziale
Idee in den Weltanschauungen des 19. Jahrhunderts, 1910; Die Frau und das
geistige Leben, 1911; Die Frau in Volkswirtschaft und Staatsleben der Gegenwart,
1914; Fichte und sein Werk, 1921; Neuer Humanismus, 1930; Goethe/überzeitlich,
1932; Der neue Weg der deutschen Frau, 1946; (Hg.in) Die Frau. Monatsschrift
für das gesamte Frauenleben unserer Zeit, 1/1892–52/1944
BARBAPICCOLA,
GIUSEPPA ELEONORA
italienische Philosophin, *ca. 1702
Ihre genauen Lebensdaten sind nicht
bekannt, man weiß nur, daß sie wahrscheinlich in Neapel lebte.
B. war in ihrem philosophischen Denken beeinflußt von der Accademia
Arcadia, einem Kreis von Intellektuellen und KünstlerInnen. Dort sollten
Frauen und Männer gleichberechtigt arbeiten. In der Accademia wollte
man eine Erneuerung des Wissens anstelle von verfestigten Lehrmeinungen
erreichen.
Einen Namen machte sich B. mit der
ersten Übersetzung der Principia philosophiae von Descartes ins Italienische.
Als Vorwort hat B. einen zwanzigseitigen Brief der Übersetzerin an
die LeserInnen vorangestellt. Darin ergreift sie Partei für das ‘philosophierende
Frauenzimmer’. Sie beruft sich hier auf Descartes, der in einem Brief bemerkt
hat, daß sich Frauen für das Studium seiner Philosophie besser
eigneten als Männer.
Werk: I principi
della filosofia di Renato Descartes. Tradotti dal Francese col confronto
del Latino in cui l’Autore gli scrisse, 1722.
BARNES, HAZEL
ESTELLA
amerikanische Philosophin, *15. Dezember
1916 in Wilkes-Barre (USA)
B. arbeitete als Professorin an
verschiedenen amerikanischen Colleges und Universitäten in Europa.
Von 1961–77 war sie Professorin für ‘integrated studies’, ab 1977
Professorin für Geisteswissenschaften an der University of Colorado.
B. verfaßte zahlreiche Arbeiten
zum Existentialismus und eine englische Übersetzung von Sartres L’etre
et le néant (1956) und Question de methode (1963). Ihr
Thema ist die ethische Theorie. Sie entwickelt eine spezifische Ethik,
die auf Sartres Existentialismus basiert. B.s Ziel ist es, die Verbindung
der ethischen Grundlagen in Sartres Ansatz mit seinem Humanismus herzustellen.
Werk: The Literature
of Possibility: A Study in Humanistic Existentialism, 1959; An Existentialist
Ethic, 1967; The University as a New Church, 1970; Sartre, 1973; Sartre
and Flaubert, 1981; Beauvoir and Sartre: The Forms of Farewell, in: Philosophy
and Literature 19, 1985, S. 21-40.
BARTH, ELSE
MARGARETE
norwegische Logikerin und Kulturphilosophin,
*1928 in Bergen (Norwegen)
B. hat Mathematik, Physik, Psychologie,
Philosophie und Logik studiert. Zwischen 1971 und 1977 hatte sie den Lehrstuhl
für Logik in Utrecht inne. Von 1977 bis 1993 war B. Professorin für
Logik und analytische Philosophie in Groningen. Sie ist Mitglied der Königlich
Niederländischen Akademie der Wissenschaften und der Norwegischen
Akademie der Wissenschaften, außerdem Vorsitzende der E.W.
Beth-Stiftung.
Philosophie der Logik, Dialoglogik
und Argumentationstheorie, logische Grundlagen philosophischer Systeme
sowie analytische feministische Philosophie sind B.s Themen. Sie bekämpft
den strikten Rationalismus, der von einer einzigen logischen Doktrin ausgeht.
B. praktiziert die feministische Patriarchatsanalyse, d.h. die Forschung
nach den sexistischen Wurzeln von Philosophie und Wissenschaft. Dabei ist
die Leitfrage nicht: Wie ist die Frau/das Weibliche? sondern Wie wird in
einem patriarchalen System den Frauen Macht vorenthalten? Wie wird Diskriminierung
von Frauen legitimiert? und Welche Strategien können dagegen eingesetzt
werden?
Werk: The Logical
Paradigm in Dialectical Philosophy and Science-Constants of Homeological
Thought, in: Erkenntnis, 1977, S. 291-322; From Axiom to Dialogue.
A Philosophical Study of Logics and Argumentation (mit E.C.W. Krabbe),
1982; Problems, Functions and Semantic Roles. A Pragmatists’ Analysis of
Montague’s Theory of ‘Sentence Meaning’ (mit R.T.P. Wiche), 1986; Women
Philosophers. A Bibliography of Books through 1990, 1992.
BASSI VERATI,
LAURA MARIA CATERINA
italienische Philosophin, *1711,
†1778
B. galt als Wunderkind; schon früh
befaßte sie sich mit Logik, Metaphysik und Naturphilosophie. 1755
gründete sie eine Schule für Experimentalphysik. 1776 wurde ihr
der Lehrstuhl für Experimentalphysik übertragen.
Ihr philosophisch wichtigstes Werk
sind die Philosophica studia. Sie enthalten 49 Thesen: davon 6 zur
Logik, 16 zur Metaphysik (Sein/Ursachen/Gott/Engel), 18 zur Physik (Materie/Bewegung/Naturerscheinungen
auf der Erde), 9 zum Menschen. Inhaltlich sind diese Thesen von Aristoteles
beeinflußt, knüpfen aber auch an Descartes an.
Werk: Philosophica
studia (49 Thesen), 1732; De problemate quodam hydrometrico und De problemate
quodam mechanico, in: De Bononiensi scientarum et artium Instituto atque
Academia Commentarii, IV, 1757, S. 61-79; F.M. Zanotti: De aeris compressione,
in: ibid, II, 1745, S. 347-353; Epistolario di Laura Bassi Verati, edizione
critica, introduzione e note a cura di Elio Melli, in: I cento anni
dell’Istituto magistrale; Laura Bassi, in: Studi e inediti per il
primo centenario dell’Istituto magistrale L.B., 1960, S. 53-187
Bazan, Emilia de Pardo - Pardo
Bazan, Emilia de
BEATRIJS VON
NAZARETH
niederländische Mystikerin,
*um 1200 in Tienen bei Löwen, †1268
B. war Begine und lebte später
im Kloster. Hier hatte sie 1225 eine mystische Christuserfahrung. Diese
und ihre weiteren Visionen hat sie in der Schrift Seven Manieren van
Minne verarbeitet. Beschrieben wird darin der Aufstieg der gläubigen
Seele zu Gott. Er führt in 7 Stufen schließlich zur Vereinigung
mit ihm. Mit diesem Text steht B. am Beginn der mittelniederländischen
Literatur. Als erste benutzt sie die Volkssprache für ein religiös-literarisches
Werk.
Werk: Seven
Manieren van Minne, 1927; Vom göttlichen Reichtum der Seele, hg.v.
J.O. Plassmann, 1951 (enthält dt. Übers).
BEAUVOIR,
SIMONE DE
*9. Januar 1908 in Paris, †14.April
1986 in Paris
französische Schriftstellerin
und Philosophin; Vertreterin des Existentialismus und der feministischen
Philosophie. Populäre literarische Titel B.s sind vor allem die Memoiren
und Die Mandarins von Paris, wofür sie den Prix Goncourt erhielt.
Bekanntester philosophischer Text ist das Essay Das andere Geschlecht,
der Entwurf einer existentialistischen Ethik, Grundlagenwerk der feministischen
Philosophie.
B.s Ausgangspunkt sind zwei zentrale
Fragestellungen: Was ist eine Frau? und Warum ist die Frau die
Andere? Sie beschreibt die Randposition der Frau in der Gesellschaft,
ihren Ausschluß aus dem allgemeinen Menschsein. Dabei liefert sie
eine umfassende Studie ihrer physiologischen, psychologischen und ökonomischen
Realität sowie der gesellschaftlichen und privaten Unterdrückungsmechanismen.
mehr
Werk: Die Mandarins
von Paris, 1955; Das andere Geschlecht, 1968; Memoiren einer Tochter aus
gutem Hause, 1968; In den besten Jahren, 1969; Der Lauf der Dinge, 1970;
Das Alter, 1972; Alles in Allem, 1976; Soll man de Sade verbrennen? 1983;
Die Zeremonie des Abschieds, 1986; Auge um Auge, 1987.
BEECHER, CATHERINE
ESTHER
amerikanische Philosophin und Frauenrechtlerin,
*6. September 1800 auf Long Island, †12. Mai 1878 in Elmira (New York)
B. gründete zusammen mit ihrer
Schwester, Harriet Beecher Stowe, eine Schule. Gemeinsam verfaßten
sie das Buch The American Woman’s Home, das die Dienstbotenfrage
untersucht.
1832 eröffnete B. ein Frauenseminar
in Connecticut. Ihr Ziel war es, den Frauen körperliche, soziale,
intellektuelle und moralische Bildung zu vermitteln. 1847 gründete
sie zusammen mit William Stach The National Board of Popular Education
und 1852 die American Women’s Educational Association. Darin bildete
sie junge engagierte Lehrerinnen aus. Sie organisierte Gemeinschaften für
Lehrerinnen, außerdem gründete sie das Quincy College
in Illinois sowie das Milwaukee Female Institute in Wisconsin.
Ihre philosophischen Arbeiten basieren
auf religiösen und speziellen ethischen Theorien. Sie verbindet Einflüsse
der schottischen Common Sense Philosophie mit den puritanischen Tugenden
Selbstverleugnung und Opferbereitschaft. Diese Tugenden sind für sie
nicht nur weiblich, sondern sollten für beide Geschlechter zur Zielsetzung
werden.
mehr
Werk: The Elements
of Mental and Moral Philosophy, Founded upon Experience, Reason, and the
Bible, 1831; Letters on the Difficulties of Religion, 1836; The Duty of
American Women to their Country, 1845; An Address to the Protestant Clergy
of the United States, 1846; The Evils Suffered by American Women and American
Children, 1846; The True Remedy for the Wrongs of Women, 1851; Common Sense
Applied to Religion, or the Bible and the People, 1857; An Appeal to the
People on Behalf of their Rights as Authorized Interpreters of the Bible,
1860; The American Woman’s Home, or Principles of Domestic Science, (mit
H. Beecher Stowe) 1869; Woman’s Profession as Mother and Educator with
Views in Opposition to Woman Suffrage, 1872.
Bendemann, Margarete von - Susman,
Margarete
BENDER, HEDWIG
Philosophin, Schriftstellerin und
Frauenrechtlerin, *22. Februar 1854 in Luxemburg, †um 1918
B. beteiligte sich an der Frauenbewegung
als aktive Kämpferin für die Selbstverwirklichung der Frau. Sie
engagierte sich im Allgemeinen Deutschen Frauenverein und im Allgemeinen
Deutschen Lehrerinnen-Verein. Ihr Standort zur Frauenfrage war konservativ.
Ihre Forderungen beschränkten sich auf drei Punkte: 1. einer Frau
steht eine würdige und gerechte gesetzliche Stellung, 2. eine ihrem
Stand entsprechende allgemeine Bildung und 3. zahlreiche Gelegenheiten
zur Ausbildung für alle möglichen Berufe zu.
B.s philosophisches Thema war die
Metaphysik, die sie in verschiedenen Texten untersuchte.
Werk: Zur Lösung
des metaphysischen Problems, 1886; Die Frauenbewegung in Deutschland, 1891;
Frauenwünsche und Frauenbestrebungen, 1891; Über das Wesen der
Sittlichkeit und den natürlichen Entwicklungsprozeß des sittlichen
Gedankens, 1891; Philosophie, Metaphysik und Einzelforschung, 1897.
BENHABIB,
SEYLA
türkisch/amerikanische Feministin
und Philosophin, *9. September 1950 in Istanbul
Sie arbeitete als ‘Visiting Professor’
an verschiedenen europäischen und amerikanischen Universitäten
und als ‘Professor of Political Science and Philosophy’ an der Graduate
Faculty, New School for Social Research. Zur Zeit ist sie Professor of
Government am Department of Government der Harvard University und Mitherausgeberin
der Zeitschrift Praxis International.
B.s Forschungsgebiet ist die soziale
und politische Philosophie des 19. und 20. Jahrhunderts in Europa. Schwerpunktmäßig
bearbeitet sie den deutschen Idealismus, die feministische Theorie und
die Geschichte der modernen politischen Theorie.
In ihren feministischen Texten befaßt
sie sich häufig mit dem Subjekt, dem die postmoderne Philosophie
besondere Aufmerksamkeit schenkt.
Werk: Kritik,
Norm und Utopie, 1992; Feminism as Critique. Essays on the Politics of
Gender in Late-Capitalist Societies (mit D. Cornell), 1987; Situating the
Self. Gender, Community and Postmodernism in Contemporary Ethics, 1992;
Selbst und Kontext, 1992; The Reluctant Modernism of Hannah Arendt, Sage
Publications, 1993; Der Streit um Differenz, 1993.
BERENIKE
römische Philosophin, *28 n.u.Z.
B. war eine jüdische Prinzessin,
die Tochter des Agrippa I. von Judäa und die Schwester von Agrippa
II. Photius erwähnt B. in seiner Bibliotheca als Philosophin.
BESANT, ANNIE
englische Theosophin und politische
Aktivistin, *1847 in London, †1933 in Adyar, Madras (jetzt Tamil Nadu,
Indien)
B. bekannte sich zum freigeistlichen
Denken. Sie war Mitherausgeberin des National Reformer, 1874 wurde
sie zur Vizepräsidentin der National Secular Society gewählt.
Im selben Jahr erschien ihr Buch The Gospel of Atheism. Später
wurde sie zu einer aktiven sozialistischen Kämpferin. 1885 schloß
sie sich der Fabian Party an; durch den Einfluß von Helena
Blavatska wurde B. zur Theosophie bekehrt. 1907 wurde sie Präsidentin
der Theosophical Society. Die Lehren dieser Gesellschaft stammen
aus der esoterischen Ost-West-Philosophie und übernatürlichen
Meistern der Weisheit. Sie betonen den Dienst an der Menschheit im Rahmen
eines spirituellen Evolutionismus. B. verfaßte zahlreiche Bücher
und Artikel über ihr theosophisches Gedankengut. Sie gelten auch heute
noch als die besten Darstellungen der theosophischen Lehre.
In Indien engagierte sich B. politisch,
gründete das Hindu College in Benares und übersetzte die Bhavagad
Gita. Sie wurde Herausgeberin der Zeitung New India in Madras.
Darüberhinaus gründete und leitete sie die Home Rule India
League (1916). 1917 wurde B. zur Präsidentin des Indian National
Congress gewählt, sie übte dieses Amt bis 1923 aus.
Werk: An Autobiography,
1893; Die Aufgabe der theosophischen Gesellschaft, 1909; Die Aufgabe der
Politik im Leben der Völker, 1909; Das Geheimnis der Entwicklung,
1909; Die Hüter der Menschheit, 1909; Hâtha-Yoga und Râja-Yoga
oder geistige Entwicklung nach altindischer Methode, 1909; Die Gesetze
des höheren Lebens, 1909.
BIRGITTA VON
SCHWEDEN
skandinavische Mystikerin, *1302
bei Stockholm, †1373
B. war Hofmeisterin am schwedischen
Königshof, wo sie gegen die unmoralischen Zustände protestierte.
Auch in politische Diskussionen mischte sie sich ein, als sie den König
vor dem Eroberungskrieg gegen Rußland warnte. Papst Clemens VI.,
der sich damals in Avignon aufhielt, hat sie in einem Brief aufgefordert
nach Rom zurückzukehren.
Als Witwe ging B. ins Zisterzienserkloster
Alvastra, wo sie ihre wichtigsten Visionen hatte. In einer wurde sie von
Maria beauftragt, einen neuen Orden zu gründen; so entstand das Erlöserkloster.
Neu war dort, daß Männer- und Frauenkloster unter der Führung
einer Äbtissin lebten.
In ihren Schriften betont B. die
intellektuelle Funktion Marias. Sie ist ein göttliches Wesen, das
schon vor der Schöpfung existierte. In sich vereinigt sie die vier
Urelemente, aus denen die Schöpfung hervorgehen sollte. Damit übersteigt
B. das Frauenbild des Mittelalters und besonders das Frauenbild der damaligen
kirchlichen Tradition.
Werk: Leben
und Offenbarungen der heiligen Birgitta, hg.v. L. Clarus, 1888ff; Revelationes
Extravagantes, hg.v. L. Hollman, 1956; Revelationes S. Birgittae, hg.v.
E. Wess. Corpus Codicum Suecicorum Medii Aevi, Auspicis Regis Sueciae Gustavi
Adolphi, Vol. XIII, 1952; Die Offenbarungen der heiligen Birgitta, hg.v.
Sven Stolpe, 1961; Offenbarungen an die Heilige Birgitta von Schweden,
hg.v. E. Schmöger, 1982.
BITALE
griechische Pythagoreerin, um 480
v.u.Z.
Tochter der Damo
und die Enkelin der Theano von Kroton und des Pythagoras. Nach der Überlieferung
übergab Damo die Aufzeichnungen des Pythagoras ihrer Tochter B. Die
besagten Aufzeichnungen wurden an die Tochter und anschließend an
die Enkelin weitergereicht, also in der weiblichen Linie vererbt, obwohl
Pythagoras auch zwei Söhne hatte.
Blackwell, Antoinette Louisa Brown
- Brown Blackwell, Antoinette Louisa
BLAVATSKA,
HELENA PETROVNA
russische Theosophin, *1831 in Jekaterinoslav
(jetzt Dnepropetrovst, Ukraine), †1891 in London
B. war die Tochter der Schriftstellerin
und Frauenrechtlerin Helena Hahn. Schon als Kind war sie außergewöhnlich
begabt. Auf verschiedenen Reisen entwickelte sie eine Neigung zum Spiritualismus
und Okkultismus. 1871 gründete sie in Kairo die Societe Spirituelle
und verbreitete ihre theosophischen Lehren in Amerika und Europa. Sie veröffentlichte
einige Artikel in der New York Tribune, der Sun und der Times.
1875 gründete sie mit H.L. Olcott die Theosophic Society. Die
Theosophie versucht eine menschliche Gemeinschaft aller Rassen, Religionen
und Geschlechter herzustellen. Die Gesellschaft verstand sich als eine
Fortsetzung alter okkultistischer Traditionen, des Pythagoreismus, Platonismus,
der Mystik und insbesondere des Hinduismus und des Buddhismus. Ihr Ziel
war es, ein pantheistisches philosophisch-religiöses System zu entwickeln
und zu erhalten.
Werk: Die Geheimlehre,
1975; The Voice of Silence, 1889; The Key to Theosophy, 1889; Grundlehren
der esoterischen Philosophie, hg.v. I.H. Hoskins, 1981; Rätselhafte
Volksstämme, 1982; Unheimliche Geschichten, 1986.
BRAUN, LILY
deutsche Schriftstellerin und Politikerin,
*2. Juli 1865 in Halberstadt, †8. August 1916
B. war Aktivistin im radikalen Flügel
der bürgerlichen Frauenbewegung. Mit Minna Cauer gründete sie
1884 die Zeitschrift Die Frauenbewegung; später Mitherausgeberschaft
der SPD-Frauenzeitung Die Gleichheit. Im SPD-Richungsstreit um das
Erfurter Programm gehörte B. zu den RevisionistInnen; eine Haltung,
die bald geächtet wurde.
B.s Thema waren die Arbeiterinnen.
1901 publizierte sie den ersten Teil ihrer auf zwei Bände angelegten
Studie Die Frauenfrage. Ihre Erfahrungen in der deutschen Sozialdemokratie
inspirierten B. zu ihrem wohl bekanntesten Werk, den Memoiren einer
Sozialistin.
Werk: Die Frauenfrage,
ihre geschichtliche Entwicklung und ihre wirtschaftliche Seite, 1901/1979;
Memoiren einer Sozialistin, 2 Bde., 1908+1911/1985; Gesammelte Werke in
5 Bänden, hg.v. J. Braun, 1923; Selected Writings on Feminism and
Socialism, hg.v. A.G. Meyer, 1987.
BREITLING,
GISELA
deutsche Malerin, Kunsttheoretikerin
und Essayistin, *1939 in Berlin
B. hatte seit 1965 zahlreiche Gruppen-
und Einzelausstellungen in Deutschland und im Ausland. Sie ist eine der
bedeutendsten Theoretikerinnen zu Fragen der künstlerischen Identität,
der männlichen Ästhetik und des Geschlechterverhältnisses.
B. problematisiert damit auch ihre Lebenssituation, nämlich im patriarchalen
System Frau und Künstlerin zu sein. Denn Genius, Kunst, Qualität
und Ästhetik überhaupt sind nicht geschlechtsneutral, sondern
von Männlichkeit geprägt. Kultur versteht B. als Männerbund,
in dem sich die Männlichkeit aus der ‘Minderwertigkeit des Weiblichen’
konstituiert. Ausgehend von ihren Kenntnissen und Erfahrungen als Malerin
stellt sie fest: „der Mensch kann gar nichts anderes als sich selbst entwerfen“.
Deshalb müssen Frauen ihr eigenes weibliches Verständnis von
Kunst entwickeln.
Werk: Die Spuren
des Schiffs in den Wellen. Eine autobiographische Suche nach den Frauen
in der Kunstgeschichte, 1980/1986; Der verborgene Eros. Weiblichkeit und
Männlichkeit im Zerrspiegel der Künste, 1991; Zur Rede gestellt
und zur Sprache gebracht, hg.v. E. Quistorp, 1992.
BROWN BLACKWELL,
ANTOINETTE LOUISA
amerikanische Metaphysikerin und
Theologin, *1825 in Henrietta (New York), †1921 in New York
B. war eigentlich ausgebildete Theologin,
aber das Lizenziat wurde ihr als Frau verweigert. 1852 wurde sie ‘first
woman minister’ der Orthodox Congregationalist Church. Daneben war sie
Aktivistin der Frauen-, Temperance- und Anti-Sklaverei-Bewegung. B. unterstützte
den Kampf für Redefreiheit, The Married Women’s Property Act,
das Frauenwahlrecht und das Recht auf bezahlte Arbeit. Als gemäßigte
Frauenrechtlerin war sie aber gegen Scheidung, Kleiderreform und die Trennung
von Feminismus und Religion.
Ihr philosophisches Denken bleibt
dem Glauben und der dualistischen, aristotelisch-scholastischen Tradition
verhaftet. Metaphysik steht im Zentrum ihres Philosophierens. Ihre Theorie
der Geschlechter hebt auf die Differenz ab. Mann und Frau sind für
B. zwar gleichartig, aber trotzdem unterschiedlich. Jede entwickelte männliche
Eigenschaft korrespondiert mit einer ebensolchen weiblichen.
Werk: Shadows
of our Social System, 1855; Studies in General Science, 1869; The Sexes
throughout Nature, 1875/1985; The Physical Basis of Immortality, 1876;
Philosophy of Individuality. Or, the One and the Many, 1893; The Social
Side of Mind and Action, 1915; The Making of the Universe, 1914.
BUCCA, DOROTHEA
italienische Medizinerin und Philosophin,
*ca. 1360 wahrscheinlich in Bologna, †1436 in Bologna
B. studierte praktische Medizin
und Moralphilosophie an der Universität Bologna und schloß als
Laureata ab. Nach dem Tod ihres Vaters wurde B. zur Professorin an der
Universität Bologna ernannt und unterrichtete ab 1390 in seiner Nachfolge
die Fächer Medizin und Moralphilosophie. Durch ihre Gelehrtheit und
Eloquenz brachte sie zahlreiche Studenten aus ganz Europa an die Universität.
Sie lehrte 40 Jahre in Bologna und starb dort 1436.
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