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DACIER LEFÈVRE,
ANNE
französische Kritikerin, Gelehrte
und Humanistin, *1654 in Saumur, †1720
D. war die Tochter des berühmten
Humanisten Tanneguy-Lefèvre. Sie wurde bekannt durch ihre kommentierte
Übersetzung griechischer Klassiker, wie Terenz, Plautus, Aristophanes
oder Kallimachos. Ihr berühmtestes Werk ist die Übersetzung der
Iliade,
begleitet von Noten und mit einer langen Vorrede.
D. gehörte zu den wichtigsten
Gelehrten ihrer Zeit, die versuchte, durch Übersetzungen die antike
Kultur zu verbreiten.
Werk: (Hg.in)
Callimachi: Hymni, cum notis et indice, 1674; (Hg.in) Flori: Historia Romana,
1674; (Hg.in) Sexti Aurelii Victoris: Historiae Romanae Compendium, cum
interpretatione et notis, 1681; Les poésies d’Anacréon et
Sapho, (Übers.) 1681; (Hg.in) Eutropii: Historiae Romanae Breviarium
etc., 1683; Trois comédies de Plaute (Amphitryo, Rudens, Epidicus),
(Übers. mit Anmerkungen), 1683; Diclys Cretensis et Dares Phrygius,
1684; Deux comédies d’Aristophane (Plutus, Nubes), 1684; Les comédies
de Terence, 1688; (Hg.in) Deux vies de Plutarque; L’Iliade d’Homère,
4 Bde. (Übers. mit Anmerkungen), 1699–1711; Des Causes de la corruption
du goît, 1714; Homère défendu contre l’Apologie du
pére Hardouin, 1716; L’Odyssee d’Homère, (Übers. mit
Anmerkungen), 1716.
DALY, MARY
F.
amerikanische Feministin und Philosophin,
*16. Oktober 1928 in Schenectady (New York)
D. studierte katholische Theologie
in Europa, wo sie zwei Doktorgrade erwarb: in katholischer Theologie und
in Philosophie. Bereits seit 1966 arbeitet D. am Boston College, 1969 wurde
sie dort zur Associate Professorin für Theologie ernannt.
D.s wichtigstes Thema ist die Kritik
von Sexismus und Religion. Von katholischer Theologie wandte sich D.s Interesse
immer mehr feministischen Fragestellungen zu. Sie verfaßte dazu die
Werke Gyn/Ökologie. Eine Meta-Ethik des radikalen Feminismus
und Reine Lust. Elemental-feministische Philosophie. Unter Mitarbeit
von Jane Caputi erschien 1987 das Hexikon: Webster’s First New Intergalactic
Wickedary.
D. bedient sich in ihren Darstellungen
einer neuen Sprache, die den weiblichen Werten Ausdruck verleihen soll.
Ziel der radikalfeministischen Texte ist es, eine Bewußtseinsveränderung
zu erreichen. Sie spiegelt sich in der Metapher des Reisens wider, die
D.s Werk durchzieht.
Werk: Kirche,
Frau und Sexus, 1970; Jenseits von Gottvater, Sohn & Co. Aufbruch zu
einer Philosophie der Frauenbefreiung, 1973; Reine Lust. Elemental-feministische
Philosophie, 1984; Hexikon: Webster’s First New Intergalactic Wickedary
of the English Language, 1988; Gyn/Ökologie. Eine Meta-Ethik des radikalen
Feminismus, 1984; Outercourse. The Be-Dazzling Voyage, 1993.
DAMO
griechische Pythagoreerin, um 500
v.u.Z.
D. war die Tochter der Theano
von Kroton und des Pythagoras, die Schwester der Arignote
und Myia sowie von Telauges und Mnesarchos.
Sie ist die Mutter der Pythagoreerin Bitale.
Nach der Überlieferung vertraute Pythagoras seine Aufzeichnungen der
Tochter D. zur Aufbewahrung an, mit der Bitte, die Niederschriften „niemandem
zu übergeben, der nicht zum Hause gehöre“. D. gab die pythagoreischen
Aufzeichnungen ihrer Tochter Bitale weiter.
D’ARAGONA,
TULLIA
italienische Dichterin und Philosophin,
*1508/10 in Rom, †1556
In jungen Jahren war D. ein gefeiertes
Wunderkind, später eine der berühmtesten Kurtisanen der Renaissance.
Ihre umfangreiche Bildung umfaßte Literatur, Philosophie und mehrere
Sprachen. Bekanntestes Werk ist der Dialog Über die Unendlichkeit
der Liebe.
Inhaltlich greift D. die Frage nach
dem Schönen und Guten in Verbindung mit der Liebe auf. Sie reflektiert
in platonischer Manier auf das Verhältnis zwischen geliebtem und liebendem
Teil. Ansatzpunkt ist die Frage, ob Liebe unendlich sein müsse, oder
ob es möglich sei, mit Maß und Grenze zu lieben.
D. resümiert schließlich,
daß es zwei Arten von Liebe gebe. Die erstere Form wird durch das
Verlangen hervorgerufen, den Gegenstand der Leidenschaft zu besitzen. Diese
Liebenden vergleicht D. mit wilden Tieren, die nur nach ihren Leidenschaften
leben. Die ehrenvolle und tugendhafte Liebe dagegen gesteht sie nur edlen
Geistern zu. Sie zeichnen sich durch „Tugend und Adel der Gesinnung“ aus.
Eine solche Liebe wird nicht durch Leidenschaften hervorgerufen, sondern
durch die Vernunft.
Werk: Dialogo
dell’Infinita’ d’Amore, Rime, 1547; Über die Unsterblichkeit der Liebe,
1988.
DÉMAR,
CLAIRE
französische Philosophin, ca.
*1801, †5. August 1833 in Paris
D. gehörte zu den Saint-SimonistInnen,
und zwar zu einer speziellen feministischen Frauengruppe innerhalb dieser
politischen Strömung. Saint-SimonistInnen waren VertreterInnen der
Lehre Saint-Simons, eines sozial-utopischen Denkers, Begründer des
soziologischen Positivismus. Seine NachfolgerInnen etablierten die saint-simonistische
Kirche, eine Sekte, die wirtschaftliche, soziale und moralische Alternativen
in der industriellen Gesellschaft schaffen wollte. Man kämpfte für
die Interessen der Frauen. Die Gruppe nannte sich ‘die Partner der Frau’,
denn die Frau war die „Vermittlerin zwischen der Stadt und Gott“. D. gehörte
zu einem radikaleren Flügel der Saint-SimonistInnen. Ihre Hauptanliegen
sind der Individualismus und das Recht auf Glück.
Werk: Textes
sur l’afranchissement des femmes (1832–1833), 1976.
DINNERSTEIN,
DOROTHY
amerikanische Psychologin und feministische
Philosophin, *1923, †1992
D. war Professorin für Psychologie
an der Rutgers Universität in New Jersey. Ihr bekanntestes Buch, The
Mermaid and the Minotaur. Sexual Arrangements and Human Malaise, ist
ein wichtiger Beitrag zur feministischen Theoriebildung. Außerdem
hat sie zahlreiche Artikel und wissenschaftliche Arbeiten zur kognitiven
Psychologie verfaßt.
D.s Werk basiert auf zwei Ideen,
die vom Feminismus der siebziger Jahre entwickelt worden sind: a) um die
Unterdrückung der Frau zu verstehen, muß man die weibliche Identität
in bezug zur Mütterlichkeit setzen. Mütterlichkeit wird dabei
als das Verhältnis zwischen vorigen und darauffolgenden Generationen
von Frauen definiert; b) ein solches Verhältnis muß in einem
breiteren Rahmen untersucht werden, innerhalb der wirtschaftlichen, politischen,
emotionalen und symbolischen Strukturen von Familie und Gesellschaft.
Werk: Das Arrangement
der Geschlechter, 1979.
DIOTIMA VON
MANTINEA
griechische Priesterin und Philosophin,
um 400 v.u.Z.
Der erste und einzige Bericht über
D. findet sich in Platons Dialog Symposion. Darin erzählt Sokrates,
die Priesterin D. sei nach Athen gerufen worden, um durch Opferhandlungen
die drohende Pest zu bekämpfen. Es sei ihr auch gelungen, die Seuche
10 Jahre lang zu verhindern, bis zum Beginn des Peloponnesischen Krieges.
Durch historische Quellen ist keine
Priesterin D. überliefert und in der Rezeption gibt es grundsätzlich
verschiedene Meinungen zu ihrer historischer Existenz. Die traditionelle
patriarchale Forschung bezweifelt ihre tatsächliche Existenz. Die
feministische Forschung votiert für die historische Person D. Dafür
spricht, daß sich D.s Konzept der Liebe grundlegend von dem des Sokrates
und Platons unterscheidet. Im Symposion berichtet Sokrates von einem
Gespräch mit D., der die Liebe zum Gegenstand hat. Sie definiert Liebe
als eine Geburt des Schönen, in geistiger und körperlicher Hinsicht.
Das Ziel der Liebe ist die Wiedergeburt der eigenen Seele in dem Anderen
durch die Idee des Schönen.
Hedwig
Dohm
Werde,
die du bist, das ist der Titel einer Novelle, die die deutsche
Schriftstellerin und Philosophin Hedwig Dohm 1883 verfasste. Darin
beschreibt sie drei Frauengenerationen, angelehnt an ihre eigene
Geschichte. Sie selbst verkörpert die Generation der
Großmutter. In ihrer Beschreibung zeigt Dohm die
Zwiespältigkeit ihrer eigenen Persönlichkeit, Sie ist
hin- und hergerissen zwischen ihren Überzeugungen und ihrer
anerzogenen Frauenrolle. Die junge Frau, zur Witwe geworden,
akzeptiert ihre neue Situation nicht nur, sondern empfindet sie
als Befreiung.
Dohms
Befreiung war die Politik und ihr wichtigstes Ziel, die Befreiung
der Frauen. Am 1. Juni jährt sich ihr Todestag zum 90, mal.
Hedwig Dohm war
eine der radikalsten Denkerinnen der ersten Frauenbewegung. Sie
gehörte dem radikalen Flügel an und setzte sich von
Anfang an für das Frauenstimmrecht ein. In ihrer
radikalfeministischen Schrift Der Frauen Natur und Recht
fordert sie eine grundlegende Reform der bestehenden
gesellschaftlichen Verhältnisse. Das Wahlrecht versteht sie
als ein den Frauen natürlich zustehendes Recht.
Dohm
war nicht nur eine schreibende Feministin, sie war auch politisch
aktiv und Gründungsmitglied des Frauenvereins Reform. Sie
kritisierte nicht nur die Männer dominierte Gesellschaft,
sondern ebenso die gemäßigten Frauenrechtlerinnen, die
sich zwar für Frauenbildung aber nicht für eine neues
Rollenverständnis einsetzten.
Hedwig
Dohm war eine unermüdliche Kämpferin für die Rechte
und die Anerkennung der Frauen. Sie hat in ihren Texten bereits
frühzeitig die Forderungen und Ideen der modernen
Frauenbewegung vorweggenommen.
mehr
Werk:
Was die Pastoren von den Frauen denken, 1986; Der Jesuitismus im
Hausstande. Ein Beitrag zur Frauenfrage, 1873; Die
wissenschaftliche Emanzipation der Frau, 1977; Der Frauen Natur
und Recht, 1986; Die Antifeministen, 1976; Die Mütter,
Beitrag zur Erziehungsfrage, 1903; Erziehung zum Stimmrecht der
Frau, 1909; Die sexuelle Moral der Frau, in: Die
Frauenfrage in Deutschland 1865–1915,
hg.v. E. Frederiksen 1981.
DRUSKOWITZ,
HELENE
österreichische Philosophin
und Dramatikerin, *2. Mai 1856 bei Wien, †31. Mai 1918 in der Nervenheilanstalt
Mauer-Öhling (Niederösterreich)
D. war die zweite Doktorin der Philosophie
überhaupt. Selbstbewußt versuchte sie sich durch rege Publikationstätigkeit
einen Namen als Philosophin und Schriftstellerin zu machen. Allerdings
versteckte sie ihr weibliches Geschlecht oft hinter männlichen Pseudonymen.
Philosophie bedeutete für D.
wesentlich Religionskritik. Diese war verbunden mit der Aufgabe, der Religion
die Begründung einer (nicht-religiösen) Weltanschauung entgegenzusetzen.
Radikal war auch ihre Patriarchatskritik.
In ihren Normalsätze(n) für das männliche Geschlecht
und Maximen für Frauen empfiehlt sie den Männern, Selbstkritik
zu üben und die Unwürdigkeit ihres Geschlechts zu erkennen. Als
Lohn verspricht sie ihnen ein reines Gewissen und einen klaren Himmel.
Den Frauen rät sie „die Teilung der Städte nach den Geschlechtern“,
die Ehelosigkeit, den Kampf für Gleichberechtigung, die Männer
zu hassen und „in Sympathie für das eigene Geschlecht“ zu leben.
Werk: Sultan
und Prinz, 1882; Der Präsident vom Zitherclub, 1883/4 (verschollen);
Percy Bysshe Shelley, 1884; Drei englische Dichterinnen, 1885; Moderne
Versuche eines Religionsersatzes, 1886; Wie ist Verantwortung und Zurechnung
ohne Annahme der Willensfreiheit möglich? 1887; Zur neuen Lehre. Betrachtungen,
1888; Zur Begründung einer neuen Weltanschauung (Zur neuen Lehre)
1889; Eugen Dühring. Eine Studie zu seiner Würdigung, 1889; Aspasia,
1889; Die Pädagogin, 1890; Philosophischer Rundfragebogen 1903; Pessimistische
Kardinalsätze 1905 (unter dem Titel: Der Mann als logische und sittliche
Unmöglichkeit und als Fluch der Welt, 1988 neuaufgelegt).
DUPRÉ,
MARIE
französische Naturphilosophin,
17. Jh.
D.s genaue Lebenszeit ist unbekannt.
Überliefert ist aber ihr Interesse
am Werk Descartes’. Als Cartesienne, wie auch Anne
de Lavigne, Louise-Anastasia Serment,
Elisabeth
von der Pfalz, gehörte sie zu den Frauen, die Descartes’ Werk
leidenschaftlich gegen jede Kritik verteidigten.
D. verfaßte auch eigene Texte,
allerdings keine wissenschaftlichen, sondern poetische, die sie unter dem
Pseudonym Isis veröffentlichte.
Werk: Responses
d’Isis à Climène; Recueil des vers choisis.
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