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GALINDO, BEATRIZ

spanische Gelehrte und Philologin, *1475, †1534
Schon mit 16 Jahren studierte G. an der Universität Salamanca und erlangte ein ungewöhnliches Bildungsniveau. Sie erteilte Königin Isabella von Kastilien Lateinunterricht.
Neben der Bildung widmete sich G. vor allem karitativen Zwecken. In Madrid ließ sie ein Armenhospital errichten, das bald mit ihrem Beinamen ‘La Latina’ benannt wurde. Der Name wurde im Lauf der Zeit auf das ganze Stadtviertel ausgedehnt, das zu den ältesten und typischsten Madrids gehört.
Außerdem ließ sie zwei Klöster bauen, Concepción de Nuestra Senora de la Orden de San Franciscó (1509) und Concepción de San Jerónimo (1512).

Werk: M. Serrano y Sanz: Apuntes para una Biblioteca de Escritoras Espanolas, (alle hinterlassenen Schriften G.s) Bd. I, 2. Teil, 1903.


GEMINA I + II

römische Platonikerinnen, 3. Jh. n.u.Z.
Es sind zwei Frauen mit dem Namen Gemina überliefert und wahrscheinlich handelt es sich um Mutter und Tochter. Porphyros erwähnt beide in seinem Buch Plotinus und stellt fest, daß sie sich durch eine große Hingabe zur Philosophie auszeichneten.
Der Neuplatoniker Plotin lebte in ihrem Haus und es kann davon ausgegangen werden, daß beide seine Schülerinnen waren.


GERMAIN, SOPHIE

französische Mathematikerin und Philosophin, *1776 in Paris, †1831
G. war Autodidaktin. Mit 13 Jahren brachte sie sich die Grundkenntnisse der Analysis und Latein selbst bei. Sie studierte die Werke von Newton und Euler. Unter männlichem Pseudonym begann sie einen wissenschaftlichen Briefwechsel mit dem deutschen Mathematiker Gauss.
G. war  von einer tiefen Verwandtschaft der Denkweisen in den Natur- und Geisteswissenschaften überzeugt. Ihrer Ansicht nach liegen allen menschlichen Tätigkeiten bestimmte universale Grundformen des Denkens zugrunde. Und das Ziel dieses Denkens ist immer eine Strukturierung der Erscheinungen.

Werk: Recherches sur la théorie de surfaces élastiques, 1821; Remarques sur la nature, les bornes et l’étendue de la question des surfaces élastiques, 1826; Examen des principes qui peuvent conduire à la connaissance des lois de l’équilibre et du mouvement des solides élastiques, in: Annales de Chimie et de Physique 38, 1828, S. 123-131; Mémoire sur la courbure des surfaces, in: Journal für reine und angewandte Mathematik 7, 1831, S. 1-29; Allgemeine Betrachtungen über den Charakter der Wissenschaften und der National-Literatur in ihren verschiedenen Entwicklungs-Perioden, in: Göring, op. cit., 1889, S. 53-136; Oeuvres philosophiques de Sophie Germain, suivies de pensées et de lettres inédites et précédées d’une notice sur sa vie et ses oeuvres, hg.v. H. Stupuy, 1879; Ch. Henry: Les manuscrits de Sophie Germain – documents nouveaux, in: Revue philosophiques de la France et de l’étranger 8, 1879, S. 619-641.


GERTRUD VON HELFTA/DIE GROSSE

mittelalterliche Mystikerin, *6. Januar 1256, †1301/2 in Helfta
G. war eine der größten Gelehrten ihrer Zeit und eine berühmte Äbtissin. Sie machte das Kloster Helfta zu einem kulturellen und mystischen Zentrum des Hoch- und Spätmittelalters.
G. war sehr gebildet. Sie befaßte sich intensiv mit der Heiligen Schrift, den Kirchenvätern Augustinus und Gregor dem Großen und las die Schriften des Mystikers Bernhard von Clairvaux.
G. ist die einzige Frau, der während der gesamten Kirchengeschichte der Ehrentitel ‘die Große’ verliehen wurde. Eine Auszeichnung, die z.B. Päpsten wie Leo I., Gregor I. und Nikolaus I. zuteil wurde. Seit 1677 ist ihr Name im Römischen Martyrologium zu finden, ab 1739 wurde sie offiziell als Heilige verehrt.
Hauptwerke G.s sind die Geistlichen Übungen und der Gesandte der göttlichen Liebe. Der Gesandte gilt als ihr bekanntester Text. Den Kern bildet der zweite Teil, in dem G. ihre Visionen schildert. Zentrales Thema ist das Leiden, das sie als Mittel zur Reinigung der sündigen menschlichen Seele ansah.

Werk: Gesandter der göttlichen Liebe (Legatus divinae pietatis), übers. v. J. Lanczkowski, 1988; Exercitia Spiritualia (Geistliche Übungen), übers.v. J. Lanczkowski, im Druck.


GILBERT, KATHERINE
amerikanische Philosophin, *29. Juli 1886, †28. April 1952 in Durham, North Carolina
G. lehrte als Philosophieprofessorin an der Duke Universität und leitete das Department für Ästhetik, Kunst und Musik bis zu ihrer Emeritierung 1951. Sie war die erste ordentliche Professorin an der Duke Universität.
In G.s Arbeiten geht es um die Erkenntnis des Ästhetischen und des eigentlich Künstlerischen. Doch wird bei G. diese Grunderkenntnis in ein Gedankensystem integriert, das auch andere Bereiche der Philosophie umfaßt. Der Kunst wird darin ein bestimmter Platz zugewiesen.
In allen Schriften G.s werden Argumente für die These vorgelegt, daß das künstlerische Tun einem Erkenntnisproblem gleichgesetzt werden kann. Parallel zu dem Erkenntnisprozeß der Wissenschaft, die auf rational-diskursiven Weg ein Modell der Wirklichkeit  konstruieren will, verläuft die Erkenntnis des Künstlerischen anders. Die Kunst versucht auf dem Weg der sinnlich wahrnehmbaren Produktion eine imaginative Wirklichkeit zu entwerfen.

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Werk: Maurice Blondel’s Philosophy of Action, 1924; Studies in Recent Aesthetics, 1927; A History of Esthetics (mit H. Kuhn) 1939; Aesthetic Studies, (ausführliche Bibliographie), 1952; The Mind and its Discipline, in: Philosophical Review 27, 1918, S. 413-427; The Relation between Esthetics and Art Criticism, in: Journal of Philosophy 35, 1938, S. 289-95.

Charlotte Perkins Gilman

Charlotte Perkins Gilman (1860-1935) gehörte zu den wichtigsten Theoretikerinnen der amerikanischen Frauenbewegung im frühen 20. Jahrhundert. Sie verfasste eine ganze Reihe philosophischer Texte, wie Our Androcentric Culture oder Women and Economics.  Darin kritisiert Gilman das wirtschaftliche Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern, das sich bis heute wenig verändert hat. Der wirtschaftliche Status einer Nation wird immer noch überwiegend von deren männlicher Bevölkerung bestimmt.

In ihren literarischen Texten verpackt Gilman gerne ihre philosophischen Inhalte, um diese ihren Leserinnen besser vermitteln zu können. Mit Herland und Die gelbe Tapete wurde sie auch über die Vereinigten Staaten hinaus bekannt.

Auszug aus Ursula I. Meyers PhilosophinnenLeben: Charlotte Perkins Gilman:

Die Eigenständigkeit und die neuen Bekanntschaften öffnen auch Charlottes Blick auf die politische und die gesellschaftliche Entwicklung ihrer Heimat. Sie wurde ja in Kriegszeiten hineingeboren und wie jeder Krieg hat auch der amerikanische Bürgerkrieg gesellschaftliche Veränderungen bewirkt. Die Abwesenheit der jungen Männer hat dazu geführt, dass Frauen Arbeiten übernommen haben, die in Friedenszeiten ausschließlich für Männer reserviert waren. Das brachte den Frauen insgesamt mehr Eigenständigkeit und damit auch mehr Selbstbewusstsein. Das Ende des Bürgerkrieges 1865 führte nicht nur zur Abschaffung der Sklaverei. Mit den kurz darauf folgenden Verfassungszusätzen 14 und 15 wurden das Bürgerrecht und das Wahlrecht unabhängig von Rasse, Hautfarbe oder ehemaliger Versklavung verbürgt. Doch etwas fehlt hier, und das ist den Frauen sehr schnell klar geworden, sie sind nicht mitgemeint, wenn es in Abschnitt 1 heißt: Alle Personen, die in den Vereinigten Staaten geboren oder eingebürgert sind und ihrer Gesetzeshoheit unterstehen, sind Bürger der Vereinigten Staaten und des Einzelstaates, in dem sie ihren Wohnsitz haben. Geht es nämlich um das Wahlrecht, dann sind plötzlich nur noch die »männlichen Bürger« gefragt.

Diese Ignoranz und Verkennung der Realität, zu dieser Zeit in allen Staaten der westlichen Welt üblich, wird eine der wichtigsten gesellschaftlichen Umwälzungen des 20. Jahrhunderts anstoßen, die auch für Charlotte ein Meilenstein wird, die Frauenbewegung. In der Anti-Sklaverei-Bewegung gab es bereits eine ganze Reihe aktiver Frauen, die erkannten, dass ihnen die Bürgerrechte vorenthalten wurden. So forderten Elizabeth Cady Stanton und Lucretia Mott bereits 1848 in der Seneca Falls Erklärung die Gleichstellung von Frauen und Männern.

Auch Charlotte wird später engagierte Aktivistin der Frauenwahlrechtsbewegung und Demokratie und Gleichberechtigung in engen Bezug stellen. Frauen als Nicht-Wählerinnen, als untergeordnete Bürger, bilden eine riesige träge Klasse, die gleichmäßig in der gesamten Gesellschaft verteilt ist und als generelles Hemmnis für die geordnete Entwicklung der Regierung fungiert. Das Kind, das von Anfang an für seine königliche Herrschaft ausgebildet werden sollte, wird in eine Atmosphäre hineingeboren, die 10.000 Jahre vor der Demokratie liegt; eine Atmosphäre, in der sein stärkster bildender Einfluss – seine Mutter – nichts über die wichtigsten vorherrschenden gesellschaftlichen Vorgänge ihrer Zeit und ihrer Art weiß, und sich nichts daraus macht; das gilt auch für die großen wirtschaftlichen und politischen Vorgänge der Demokratie. Für sie besteht das Leben in der persönlichen Beziehung, das Heim ist ihr Horizont und das gesamte Feld ihrer Pflicht, die Arbeit und Pflicht ihres Mannes da draußen wird daran gemessen, wie sie das Heim betreffen.

In diesem neuen Leben verschafft uns ihr Eintritt in das Wissen und die Ausübung der Demokratie keine Klasse von Unterlegenen, gegenüber der Autorität, sondern eine Klasse von Gleichgestellten, die ihre gesamte Hälfte der Liebe und Kraft in das große Werk des organisierten menschlichen Dienstes einbringen. Dafür ist Demokratie da."

Werk: Women and Economics, New York 1898, The Forerunner. 7 Bände, 1909–16, Microfiche, New York 1968,     Human Work, New York 1904, The Man-Made World; or, Our Androcentric Culture, New York 1911,  Social Ethics. Serialized, in: Forerunner. 1914, His Religion and Hers: A Study of the Faith of Our Fathers and the Work of Our Mothers, Westport 1976, The Living of Charlotte Perkins Gilman: An Autobiography. New York 1935, Frauen und Arbeit (enthält deutsche Übersetzung von Women and Economics), Aachen 2005, Die Kultur der Männer (enthält deutsche Übersetzung von The Man-Made World; or, Our Androcentric Culture), Aachen 2018


GOUGES, OLYMPE DE/MARIE AUBRY
Rechtsphilosophin und Schriftstellerin
*7. Mai 1748 in Montauban, †3. November 1793 in Paris

G. gehörte sicherlich zu den schillerndsten Persönlichkeiten der Französischen Revolution. Mit ihren kämpferischen Pamphleten erregte sie zu Lebzeiten Aufsehen und sie ist auch heute noch eine der wichtigsten politischen Philosophinnen der Geschichte. Sie erlebte die Französische Revolution hautnah mit. Ihr besonderes Interesse galt bald der Situation der Frauen, die mit den zunehmenden Freiheiten des männlichen Bürgertums rechtlos blieben. Mit ihrer Déclaration des droits de la Femme et de la Citoyenne (1791) hat sie deutlich gemacht, daß die von Männern hervorgebrachte Gerechtigkeit nur eine Hälfte der Menschheit betrifft.
Die von G. verfaßte und veröffentlichte Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin sichert den Frauen die Teilhabe an der politischen Macht. Sie fordert, daß Frauen, ebenso wie  Männer, Repräsentantinnen der Nation und Bestandteil der Nationalversammlung werden sollten. Um diese Gleichberechtigung gesetzlich festzulegen, hat G. 16 Artikel entworfen, die gleiche Rechte und Pflichten aller Bürgerinnen und Bürger manifestieren. Zu den zentralen Rechten gehören für sie das Recht auf Freiheit, Eigentum, Sicherheit und das Recht auf Widerstand gegen Unterdrückung. Eine Regierung ist nur dann legitim, wenn sie aus der gesamten Nation hervorgeht, also der Vereinigung von Frauen und Männern.

Werk: Oeuvres de Madame de Gouges, 3 Bde., 1788; Oeuvres (Auswahl), hg.v. B. Groult, 1986; Théâtre politique, 2 Teile, hg.v. G. Thiele-Knobloch, 1991/1993; Denkschrift der Madame de Valmont, hg.v. G. Thiele-Knobloch, 1993; Ecrits politique 1788–1791, hg.v. O. Blanc, 1993; Oeuvres complètes, Teil 1. Theâtre, hg.v. F.M. Castan, 1993; Mensch und Bürgerin, hg.v. H. Schröder, 1995 (enthält die deutsche Übersetzung der Erklärung).


Gournay, Marie le Jars de - Jars de Gournay, Marie le


GRENE, MARJORIE

amerikanische Philosophin, *13. Dezember 1910
G. lehrte an verschiedenen amerikanischen Colleges und Universitäten. 1965 nahm sie ihre wissenschaftliche Lehrtätigkeit an der Universität von Kalifornien auf, wo sie bis zu ihrer Emeritierung im Jahre 1978 arbeitete.
In vielfältiger Weise hat G. die amerikanische Philosophie mitgestaltet und beeinflußt. Ihre Themen reichen von Aristoteles bis Sartre, von der Phänomenologie bis zu einer neuen Philosophie der Biologie und vom cartesianischen Dualismus zu einer Philosophie des Lebendigen.

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Werk: Dreadful Freedom, a Critique of Existentialism, 1948; Martin Heidegger, 1957; A Portrait of Aristotle, 1963; The Knower and the Known, 1966; Approaches to a Philosophical Biology, 1968; (Hg.in) The Anatomy of Knowledge: Papers Presented to the Study Group on Foundations of Cultural Unity, 1969; Interpretations of Life and Mind: Essays around the Problem of Reduktion, 1971; Sartre, 1973; The Understanding of Nature: Essays in the Philosophy of Biology, 1974; Philosophy in and out of Europe, 1976; Descartes, 1985.


GRIGNAN DE SÉVIGNÉ, FRANÇOISE MARGUERITE

französische Naturphilosophin, *1646, †1705 bei Marseille
G. war die Tochter von Marie de Rabutin-Chantal (bekannt als Madame de Sévigné). Sie verstand sich als Descartes’ Schülerin. Dadurch erhielt ihre intellektuelle Entwicklung eine neue Richtung und sie wurde als ‘femme philosophée’ bekannt.
Mit ihrer Mutter und wahrscheinlich auch mit anderen Gelehrten unterhielt G. einen regen Briefwechsel, in dem sie auch philosophische Themen diskutierte. G.s Position  zur cartesianischen Philosophie ist schwer zu bestimmen, und auch der Briefwechsel mit ihrer Mutter ist im Hinblick auf seinen philosophischen Gehalt noch nicht erforscht.

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