Geschlechterdifferenz
Das
Thema der Geschlechterdifferenz steht im Zentrum der feministischen
Philosophie und Theoriebildung der achtziger Jahre. Im Vordergrund
der Theorie der Geschlechterdifferenz steht die Analyse der
Beziehungen zwischen Frauen und Männern. Damit beschränkt
sich der Gegenstand der feministischen Theorie auch nicht mehr auf
die Untersuchung der Situation von Frauen und deren Unterdrückung.
Die Philosophie befaßt sich nun auch mit gesellschaftlichen,
politischen, wirtschaftlichen und philosophischen Themen im Kontext
der Geschlechterdifferenz.
Wie
in allen Bereichen der feministischen Philosophie gibt es auch
innerhalb der Theorie der Geschlechterdifferenz verschiedene
Konzepte, die sich außerdem mit den Themen der Vernunft- und
Patriarchatskritik überschneiden. Eng verbunden ist die
Diskussion der Geschlechterdifferenz mit der feministischen Ethik, da
die Entwicklung weiblicher Werte auf dieser Grundlage fußt.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang,
daß sich die feministische Idee der Geschlechterdifferenz
grundlegend vom patriarchalen Begriff der Differenz unterscheidet.
Während sie im Patriarchat mit Ungleichheit, Gegensatz oder
Dualismus identifiziert wird, ist die Differenz im feministischen
Sinn unhierarchisch strukturiert. Sie ist unideologisch, bezieht
keine Wertungen ein und gefährdet die Autonomie der beiden
Teile, zwischen denen sie besteht, nicht.
Im
Rahmen der patriarchalen Philosophie wurde und wird die
Geschlechterdifferenz als Thema nicht problematisiert. Vielmehr wurde
vor allem im Bereich der philosophisch-kulturellen Wissenschaften ein
Unterschied zwischen Frau und Mann immer geleugnet. Jedenfalls
antwortet man auf die feministische Frage nach dem weiblichen Anteil
an Gesellschaft, Wissenschaft oder Sprache meist, die Frau sei doch
mitgemeint (z.B. auch unter der männlichen Anrede). Aber
eigentlich ist der Geschlechtsunterschied im philosophischen Diskurs
nicht ungedacht geblieben, von einer wirklichen Gleichheit wurde nie
ausgegangen. Trotz der oberflächlich propagierten Gleichheit der
weiblichen und männlichen Subjekte macht die Philosophie sehr
wohl Unterschiede zwischen den Geschlechtern, die sie auch subtil
umsetzt. Was die feministische Philosophie in ihren Analysen deutlich
macht.