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WALTHER,
GERDA
deutsche Philosophin und Parapsychologin,
*18. März 1897 in Nordrach,
†1977 in München
Die Phänomenologin Gerda Walther
gehört zu den bemerkenswertesten deutschen Philosophinnen des 20.
Jahrhunderts. In jungen Jahren war W. politisch aktiv, beteiligte sie sich
an der sozialdemokratischen Jugendarbeit, hielt Vorträge über
den dialektischen und historischen Materialismus und die marxistische Ökonomie.
Nach ihrer gescheiterten Universitätskarriere, die Habilitation wurde
aufgrund ihres Geschlechts verweigert, blieb sie trotz schwieriger Bedingungen
ihren philosophischen Forschungen treu. Sie publizierte gegen massive Widerstände
Texte zu ihrem Spezialgebiet, der Phänomenologie psychischer und parapsychischer
Erfahrungen.
Für W. ist die mystische Erfahrung
ein Grundphänomen, ähnlich wie die sinnliche Wahrnehmung. Und
dieses Phänomen läßt sich nur mit der phänomenologischen
Methode ihres Lehrers Edmund Husserl untersuchen. Bei ihren Fachkollegen
fanden diese Forschungen allerdings wenig Anklang.
Werk: Zur Ontologie
der sozialen Gemeinschaften, in: Husserls Jahrbuch für Philosophie
und Phänomenologische Forschung VI, 1923, S. 1-158; Zur Phänomenologie
der Mystik, 1923; Zur Psychologie der sogenannten ‘moral insanity’, in:
Japanisch-deutsche Zeitschrift für Wissenschaft und Technik
5/III, 1925, S. 174-184; Zur innerpsychischen Struktur der Schizophrenie,
in: Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie
C VIII/1-3, 1927, S. 56-85; Ludwig Klages und sein Kampf gegen den Geist,
in: Philosophischer Anzeiger III/i, 1928, S. 48-90; Parapsychologie
und Mystik, in: Zeitschrift für Parapsychologie, 1928; On the
Psychology of Telepathy, in: Psychic Research, Oktober 1931, S.
438-446; Die Bedeutung der phänomenologischen Methode Edmund Husserls
für die Parapsychologie, in: Psychophysikalische Zeitschrift
1/2
und 3, 1955, S. 22-29, 37-30 (Nachdruck in: Parapsychologie, 1966,
S. 683-697); Zum anderen Ufer: Vom Marxismus und Atheismus zum Christentum,
1960.
WARNOCK,
HELEN MARY
englische Philosophin, *1924
W. war als Philosophieprofessorin
am St. Hugh’s College tätig. In den 60er Jahren wurde sie durch ihre
Bücher Modern Ethics (1960), Sartre (1963) und Existentialism
(1966) bekannt. Sie hat als Forscherin gearbeitet und lehrte zuletzt am
Girton College in Cambridge.
Durch ihre Arbeiten im Bereich der
Ethik und der Bildung wurde sie Mitarbeiterin und Beraterin in Staatskommissionen
für Themen wie z.B. Sondererziehung in den siebziger Jahren, Tierversuche
(1979–86), Umweltverschmutzung (1979–84), und insbesondere im Beratungsausschuß
für das Problem der künstlichen Befruchtung (1982–84), was im
Warnock Report zum Ausdruck kam.
Werk: Existentialism,
1970; Imagination, 1976; A Question of Life: The Warnock Report on Human
Fertilization and Embriology, 1985; Memory, 1989; Universities: Knowing
our Minds. What the Government Should do about Higher Education, 1990.
WEIL, SIMONE
ADOLPHINE
französische Philosophin, *3.
Februar 1909 in Paris, †24. August 1943
Die französische Philosophin
Simone Weil ist eine der außergewöhnlichsten Denkerinnen unseres
Jahrhunderts; zu Lebzeiten wurde sie belächelt oder bewundert, heute
ist sie vergessen oder wird verklärt.
W.s Leben und Werk stehen in erstaunlicher
Nähe zueinander. Alle von W. veröffentlichten Arbeiten und natürlich
ihre zahlreichen Tagebuchaufzeichnungen und Briefe spiegeln in sehr direktem
Maße ihre jeweilige Lebensphase und ihre Gedankengänge wider.
In ihren Arbeiten ist die Entwicklung von der radikalen kommunistischen
Kämpferin zur mystischen Gläubigen ebenso nachzuvollziehen, wie
in ihrem Leben.
Werk: Schwerkraft
und Gnade, 1954; Das Unglück und die Gottesliebe, 1961; Vorchristliche
Schau, 1959; I Premiers écrits philosophiques, 1988, II Écrits
historiques et politiques, 1988 (Gesamtausgabe in 16 Bänden, hg.v.
A.A. Devaux/F. de Lussy).
WEISSHAUPT,
BRIGITTE
schweizerische, feministische Philosophin,
*1939 in Gevelsberg
W. ist eine aktive feministische
Philosophin, was ihre vielfältige philosophische Lehr- und Vortragstätigkeit
belegt. Sie ist aktives Mitglied in verschiedenen philosophischen Vereinigungen.
1974 war sie maßgeblich an der Gründung der Internationalen
Assoziation von Philosophinnen (IAPh) beteiligt. 1989–1991 war sie
Präsidentin der Schweizerischen Philosophischen Gesellschaft und ist
Präsidentin der Philosophischen Gesellschaft Zürich. Außerdem
übernahm sie Lehraufträge an den Universitäten Zürich,
Luzern, Fribourg, Freiburg und Hamburg.
Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt
in der theoretischen Ausarbeitung und praktischen Förderung feministischer
Philosophie. Zentrale Themen im philosophischen Schaffen W.s sind Fragen
der Subjektkonstitution, der Ausbildung persönlicher Identität
sowie der Intersubjektivität.
Werk: Der Andere.
Zur intersubjektiven Konstitution des alter ego, in: Reformatio,
Evangelische Zeitschrift für Kultur und Politik, 1969; Sisyphos ohne
Pathos. Selbsterhaltung und Selbstbestimmung im Alltag, in: Studia Philosophica
40/81, 1980; Reflexionen zum Vernunftbegriff, in: Jahrbuch I der Internationalen
Assoziation von Philosophinnen, Von Wegen ins 3. Jahrtausend, hg.v.
M. Maren-Grisebach/U. Menzer, 1982; Dissidenz als Aufklärung, in:
Was
Philosophinnen denken II, hg.v. J. Conrad/U. Konnertz, 1986; Schatten
des Geschlechts über der Vernunft, in: Die Revolution hat nicht
stattgefunden, hg.v. A. Deuber-Mankowsky, 1989; Vernunft und selbstloses
Selbstsein, in: Jahresbericht 1990 der Theologischen Fakultät Luzern,
1990; Ethik und Technologie am Lebendigen, in:
Grenzen der Moral,
hg.v. U. Konnertz, 1991; Zur ungedachten Dialektik von Eros und Logos,
in: Die Philosophin 6, 1992.
WENTSCHER,
ELSE
schlesische Philosophin, *31. Januar
1877, †1941
W.s Werk ist von ihrem Interesse
an ethischen und pädagogischen Fragestellungen geprägt. In kritischer
Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Psychologien analysierte W.
das Phänomen des menschlichen Willens im Hinblick auf eine Pädagogik
auf psychologischer Basis. Die Analyse des menschlichen Wollens taucht
auch in ihren ethischen Theorien auf. Sittliche Ideale und menschliches
Wollen sollen hier Hand in Hand gehen.
Werk: Phänomenalismus
und Realismus, 1903; Das Kausalproblem in Lotzes Philosophie, 1903; Fühlen
und Wollen, in: Frauenbildung 7/8, 1909; Ethik und Pädagogik,
in: Frauenbildung 8/9, Bd. XI; Der Wille, Versuch einer psychologischen
Analyse, 1910; Geschichte des Kausalproblems in der neueren Philosophie,
1921; Das Problem des Empirismus dargestellt an J. St. Mill, 1922; Englische
Philosophie, ihr Wesen und ihre Entwicklung, in: Handbuch der englisch-amerikanischen
Kultur, hg.v. W. Dibelius, 1924; Mutterschaft und geistige Arbeit,
1926; Englische Wege zu Kant, 1931; Das Ich als Seeleneinheit, in: Archiv
für Geschichte der Philosophie, 1937; Die Frau im Urteil großer
Männer, 1937; Relative oder absolute Wahrheit? 1940.
WHITON
CALKINS, MARY
amerikanische Philosophin und Psychologin,
*30. März 1863 in Hardford (Connecticut), †26./27. Februar 1930 in
Newton
W. war von 1898–1929 Professorin
für Psychologie und Philosophie in Wellesley. Sie engagierte sich
sehr in ihrer Arbeit und veränderte während ihrer 31-jährigen
Lehrzeit die Erziehungspolitik des Colleges nachhaltig. Von 1928–1930 widmete
sie sich in erster Linie ihren Forschungen. 1905 wurde sie erste weibliche
Präsidentin der American Psychological Association, 1918 wählte
man sie zur Präsidentin der American Philosophical Association
und 1928 wurde sie Ehrenmitglied der British Psychological Association.
W. ist eine wichtige Vertreterin des amerikanischen Idealismus des 19.
und 20. Jahrhunderts. Ihr philosophisches Denken ist in erster Linie metaphysisch
und wurde beeinflußt von dem Philosophen Royce.
mehr
Werk: An Introduction
to Psychology, 1901; Metaphysical System of Hobbes, 1905; The Persistent
Problems of Philosophy, 1907; The Good Man and the Good, 1918.
WITTIG,
MONIQUE
französische Schriftstellerin,
Feministin und Essayistin, *1935
W.s feministische Theorie
geht davon aus, daß die Grundlage für die Unterdrückung
der Frauen in der Vorstellung von einer weiblichen Natur liegt. Frauen
werden dadurch als ‘natürliche Gruppe’ verstanden, an deren Normen
sie sich anpassen müssen. Die Basis der Unterdrückung besteht
somit in der Annahme der Heterosexualität als Grundlage der menschlichen
Gesellschaft.
Werk: L’opoponax,
1964; Les guerrillères, 1969; Le corps lesbien, 1973; Brouillon
por un dictionnaire des amantes (mit S. Zeig), 1975; Virgile, non, 1985;
La pensée straight, in: Questions féministes 7, Februar
1980; The Category of Sex, in: Feminist Issues, Fall 1982; The Mark
of Gender, in: Feminist Issues, Fall 1985; On ne naît pas femme,
in: Questions féministes 8, Mai 1980.
WOLLSTONECRAFT,
MARY
englische, feministisch-politische
Philosophin,
*27. April 1759 in Epping Forest,
†1797
Die englische Philosophin W. ist
eine der bekanntesten Denkerinnen des 18. Jahrhunderts. Ihre philosophischen
Hauptwerke, A Vindication of the Rights of Men und A Vindication
of the Rights of Woman gehören zu den wichtigsten Texten der weiblichen
Philosophiegeschichte. Der Text, Verteidigung der Rechte der Frau,
gilt als Klassiker der frühen feministischen Philosophie. Seine Bedeutung
liegt vor allem in der Vorstellung von der menschlichen Natur, die Wollstonecraft
entwickelt, und die maßgebliche Auswirkungen auf die späteren
Denkerinnen der bürgerlichen Frauenbewegung hatte. Denn sie hinterfragt
in ihren Texten die Macht-Ohnmacht-Struktur der Gesellschaft und bringt
feste Gegenpole wie arm und reich, Mann und Frau, ins Wanken.Das Recht
auf Bildung und auf freie Entfaltung für Frauen steht an der Spitze
ihres darin formulierten Forderungskataloges und das zu einer Zeit,
in der Rousseau die Frau zur Ergänzung des Mannes und zum willig unterworfenen
Geschlecht stempelte.
monat/wolli.html
Werk: Posthumous
Works, hg.v. W. Godwin, 4 Bände, 1798; The Collected Letters of Mary
Wollstonecraft, hg.v. R. M. Wardle, 1979; The Works of Mary Wollstonecraft,
Bände 1–7, hg.v. J. Todd/ M. Butler, 1989; Verteidigung der Menschenrechte
(1790), 1996, Verteidigung der Frauenrechte, Aachen 2008
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