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RAND, AYN
russisch/amerikanische Philosophin
*2. Februar 1905 in St. Petersburg
(Rußland), †6. März 1982
R. war eine sehr vielseitige Autorin,
sie verfaßte Drehbücher, Kurzgeschichten, einen Roman und ein
Schauspiel. Sie profilierte sich zunächst als Prosaschriftstellerin,
dann als Philosophin. In beiden Bereichen erreichte sie eine breite Öffentlichkeit.
Ihr wichtigster Beitrag zur Philosophiegeschichte ist die Entwicklung einer
eigenen theoretischen Schule, der des Objektivismus, die in den
USA eine Zeitlang große Beachtung fand.
Für sie besteht die Aufgabe
der Literatur darin, den idealen Menschen darzustellen, der ihr immer überlebensgroß
geriet. In seiner einsamen Größe und egoistischen Gutheit kämpft
er gegen die passiven, schmarotzenden, durch und durch bösen, weil
zweitklassigen, Antihelden. Besonders deutlich wird diese Absicht in ihrem
monumentalen Werk Atlas Shrugged.
Um ihre Lehre zu verbreiten hielt
sie Vorträge und Seminare im Nathaniel Branden Institut. Außerdem
gab sie die Zeitschrift Objectivist Newsletter heraus.
Werk: The Fountainhead,
1943; Atlas Shrugged, 1957; For the New Intellectual, 1961; The Virtue
of Selfishness, 1964; Capitalism: The Unknown Ideal, 1966; Introduction
to Objectivist Epistemology, 1967; The Objectivist, 1966–1971.
RICHTER, LISELOTTE
deutsche Religionsphilosophin, *7.
Juni 1906 in Berlin
R. promovierte als Philosophin und
Theologin. Sie war 10 Jahre als Mitarbeiterin in der Leibnizforschung der
Akademie der Wissenschaften tätig, bis sie 1945 Bezirksstadträtin
des Volksbildungsamtes wurde. 1946 habilitierte sich R. an der philosophischen
Fakultät der Uni Berlin, wurde ein Jahr später Professorin für
Philosophie mit vollem Lehrauftrag und 1951 ordentliche Professorin. Im
gleichen Jahr wechselte sie zur Theologischen Fakultät, wo sie Professorin
für Religionsphilosophie und Religionswissenschaften wurde. R. war
somit erster weiblicher Ordinarius Deutschlands für Philosophie und
Theologie.
Im Mittelpunkt von R.s Publikationen
stehen historische und zeitgenössische Philosophen, deren Arbeiten
sie eingehend untersucht. Beispiele dafür sind ihre Texte zu Kierkegaard,
Descartes, Böhme, Leibniz, Sartre oder Moses Mendelssohn.
Werk: Begriff
der Subjektivität bei Kierkegaard, 1932; Descartes, 1942; Jakob Böhme,
1943; Leibniz, 1946; Philosophische Dichtkunst, 1948; Sartre, 1949; Lebensschwierigkeiten
unserer Zeit, 1952; Leidenschaft des Religiösen, 1953; Immanenz
und Transzendenz im nachreformatorischen Gottesbild, 1954; Fides Creatrix,
Gestaltwandel der Mystik von Tauler zu F.V. Baader, 1954.
RODRÍGUEZ
CARBALLEIRA, HILDEGART
spanische Philosophin, *1914 in Madrid,
†9. Juni 1933
R. war ein hochbegabtes Kind, das
von seiner Mutter gefördert wurde. Sie lernte gleichzeitig Spanisch,
Französisch, Englisch und Deutsch und begann mit dreizehn Jahren das
Jurastudium.
1929 trat sie der Gewerkschaft Unión
General de Trabajadores (UGT) bei und veröffentlichte die ersten
Artikel in den Zeitungen El Socialista, La Libertad und La Tierra.
1932 beendete sie ihr Jurastudium und begann Medizin zu studieren. Sie
hielt Vorträge über die sexuelle Befreiung der Frau und über
die Gleichberechtigung der Geschlechter.
Ihre theoretische Arbeiten behandeln
hauptsächlich zwei Probleme: die Politik und die Sexualität.
In der Politik engagierte sich R. vor allem für die sozialistischen
Ideen.
In bezug auf die Sexualität
verstand sich R. als ‘Eugenistin’. Das Hauptpostulat dieser Strömung
besteht in der Bildung der unteren Schichten, die ihnen einen freien Gebrauch
ihrer Körper und Leben ermöglichen soll. R. betont die Notwendigkeit,
die Mutterschaft zu einer freiwilligen und bewußten Wahl zu machen
und nicht zu einem von äußerlichen Umständen erzwungenen
Schicksal. Die sexuelle Revolution definiert sie als die letzte Etappe
der wissenschaftlichen Revolution und verteidigt die menschliche Freiheit,
sich unabhängig von Traditionen, Tabus und Vorurteilen selbst zu verwirklichen.
R. wurde 19-jährig von ihrer
Mutter ermordet.
Werk: La rebeldía
sexual de la mujer, 1977; El problema sexual tratado por una mujer española,
1977; Paternidad voluntaria, 1978/1985; Venus ante el derecho, 1932; ¿Se
equivocó Marx?, 1932.
ROSWITHA VON
GANDERSHEIM
mittelalterliche Mystikerin, ca.
*932, †1000
R. (mittelhochdeutsch auch Hrotsvit,
Hroswith, Hrotsvitha oder Hrotswith) war die erste uns bekannte deutsche
Intellektuelle. R. lebte im Stift Gandersheim, einem prominenten sächsischen
Kulturzentrum. Sie hat als einzige Frau auf deutschem Gebiet zwischen
dem 4. und 10. Jahrhundert Texte, Verse und Dramen und philosophisches
Gedankengut verfaßt.
Über Roswithas Lebensdaten
ist wenig bekannt, die meisten Angaben konnten nur aus Bemerkungen in den
Vorreden ihrer Arbeiten rekonstruiert werden.
R.s Werk umfaßt eine Reihe
von Dramen in Reimprosa, sowie zwei umfangreiche historiographische Werke
zur Geschichte des Klosters Gandersheim und der Ottonen. Philosophisch
interessanter sind ihre Dramen, die sie als Reaktion auf römische
Theaterstücke, z.B. von Terenz, schrieb. R. sah seine Texte
als gefährliche Lektüre, vor allem wegen ihrer Darstellung der
Frauen als „schamlose Weiber“. Als Gegengewicht zu dieser verzerrten Darstellung
von Weiblichkeit entwarf sie in ihren Dramen das Bild der „heiligen christlichen
Jungfrau“. Damit wandte sich R. auch entschieden gegen die von den Kirchenvätern
verbreitete Auffassung, die Frau sei ein Werkzeug des Teufels und machte
sie zum Werkzeug der göttlichen Gnade. Sie sieht die Frau nicht als
dem Mann unterlegen, sondern sie triumphiert über ihn, weil sie ihm
moralisch überlegen ist; hier wird auch ihre Nähe zur pythagoreische
Lehre deutlich. Die Frau ist für R. Erlöserin und Trägerin
des Heils.
Werk: Werkausgaben,
1501/1902/1930/1965; Migne: Patrologiae Latinae tomus 137, 1969; Sämtliche
Dichtungen, 1966.
ROYER, CLÉMENCE
französische Philosophin und
Schriftstellerin, *21. April 1830, †1902
R. war eine sehr produktive Philosophin,
die sich besonders mit Naturphilosophie befaßte. Sie gab einen Kurs
in Naturphilosophie für Frauen, der später mit dem Titel Introduction
à la philosophie des femmes veröffentlicht wurde. Für
ihr Buch Théorie de l’impôt ou la dîme sociale
erhielt sie zusammen mit Proudhon einen Preis der Académie de Vaud
1860.
R. war Mitarbeiterin zahlreicher
Zeitschriften, u.a. Journal des économistes (1861–1883),
La
philosophie positive (1868–1883), Bulletins de la Société
d’anthropologie de Paris (1870–1890). 1881 gründete sie die Société
d’études philosophiques et morales de Paris, von der sie auch
Ehrenpräsidentin war.
Werk: Théorie
de l’impôt ou la dîme sociale, 1860; Les Jumeaux d’Hellas,
1864; L’Origine de l’homme et des sociétés, 1869; Le Bien
et la loi morale: éthique et téléologie, 1881; Natura
rerum. La Constitution du monde dynamique des atomes, nouveaux principes
de philosophie naturelle, 1900; Histoire du ciel, 1901.
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